irmi's news
Dinge, die ich gehört oder gelesen habe, bekommen oder gesucht habe, mich fasziniert oder gefreut haben, kurz - mich beschäftigen.

Dienstag, November 01, 2005

Mag sein

In einem kleinen Dorf gab es einige Bauernhöfe, deren Besitzer fast alle ihre Felder ohne die Mithilfe von Tieren oder gar Maschinen bestellen mussten. Ein Bauer war aber darunter, der besaß als einziger ein Pferd, das ihm beim Bestellen der Felder eine große Hilfe war. Die Leute im Dorf sagten immer wieder zu ihm: "Hast du ein Glück! Du hast ein Pferd, das dir beim Bestellen der Äcker hilft. Wir müssen uns alle viel mehr abplagen!"

Der Bauer war ein freundlicher Mann, er hörte sich ihre Reden an und sagte einfach: "Mag sein ...".

Eines Tages jedoch war das Pferd des Bauern plötzlich verschwunden, es war einfach weggelaufen, und keiner wusste, wohin. Vorbei war die angenehme Zeit, in der der Bauer die Hilfe des Pferdes zur Verfügung hatte, und er musste nun, so wie die anderen Bauern im Dorf auch, selbst die ganze Arbeit tun. Die Leute im Dorf sprachen ihm ihr Bedauern aus: "Hast du ein Pech! Du warst der einzige von uns, der ein Pferd zur Mithilfe hatte, und nun ist es fort, und du musst so wie wir alle Arbeit alleine tun."

Der Bauer war ein freundlicher Mann, er hörte sich ihre Reden an und sagte einfach: "Mag sein ...".

Einige Wochen später geschah etwas ganz Erstaunliches: Das Pferd des Bauern kam zurück, und nicht nur das, es brachte noch ein Wildpferd mit, mit dem es sich angefreundet hatte. Die Leute im Dorf fanden, dass das ein großer Glücksfall für den Bauern war und sagten zu ihm: "Hast du ein Glück! Nun hast du sogar zwei Pferde, die dir bei deiner Arbeit helfen können!"

Der Bauer war ein freundlicher Mann, er hörte sich ihre Reden an und sagte einfach: "Mag sein ...".

Eínes Tages musste der Bauer für eine Erledigung in die nahegelegene Stadt. Er machte sich Sorgen, dass sein fast schon erwachsener Sohn die Gelegenheit ergreifen würde, einmal auf dem Wildpferd zu reiten. Er sagte zu seinem Sohn, der eigentlich ein exzellenter Reiter war: "Ich weiß, dass du ein sehr guter Reiter bist, aber bitte versprich mir trotzdem, dass du nicht auf dem Wildpferd reitest, es ist noch nicht zugeritten, es könnte dich abwerfen und du könntest dich schrecklich verletzen!" Das Wildpferd zu reiten, war aber schon lange der Traum des Sohnes gewesen, und so schaffte er es nicht sehr lange, sich an sein Versprechen zu halten und bestieg das Wildpferd. Er reitete es erst langsam und vorsichtig, und als das doch sehr gut ging, ritt er es immer schneller und übermütiger. Da der Sohn ein sehr guter und einfühlsamer Reiter war, ließ sich das Wildpferd eine ganze Zeit lang sehr gut von ihm führen, doch dann brach plötzlich doch einmal seine wilde Natur durch, und es dauerte nicht lange, da konnte sich der Sohn des Bauern nicht mehr auf dem Pferd halten, flog durch die Luft, schlug hart auf, zog sich große Verletzungen zu und brach sich mehrere Knochen.

Einige Leute im Dorf kamen dem Jungen zu Hilfe und behandelten seine Verletzungen so gut es ging. Als der Bauer zurückkam, liefen sie ihm sofort entgegen und sagten zu ihm: "Dein Sohn hat sich schwer verletzt, als er auf dem Wildpferd geritten ist!"

Der Bauer war sehr erschrocken über das Unglück. Es tat ihm weh zu sehen, wie sehr sein Sohn unter seinen Schmerzen litt. Die Leute bedauerten ihn und seinen Sohn sehr wegen dem Unglück und sagten zu ihm: "Hast du ein Pech!" Doch er antwortete darauf nur : "Mag sein ...".

Die Verletzungen des Jungen heilten wieder, aber durch die Knochenbrüche war er in seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt, er würde wohl nie wieder so gesund werden wie er einmal war.

Da geschah es, dass das Land in einen Krieg verwickelt wurde, und alle kräftigen jungen Männer mussten mit in diesen Krieg ziehen. Allein der Sohn des Bauern durfte zu Hause bleiben, er wurde nicht gebraucht, da er als Krüppel angesehen wurde.

Die Leute im Dorf waren tief traurig, weil sie sich große Sorgen um ihre Söhne machten. Sie wussten ja nicht, ob sie sie jemals wieder gesund wiedersehen würden. Und manchmal sagten sie zu dem Bauern: "Hast du ein Glück! Du musstest deinen geliebten Sohn nicht in den Krieg ziehen lassen!"

Doch auch dazu sagte der Bauer nur: "Mag sein ...".

(Quelle unbekannt)